„Landesliga Deluxe“ im ESV-Stadion

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3.8.2024
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Hans-Joachim Bittner
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Hans-Joachim Bittner

Traumtor-Festival und hohe Ereignisdichte in Freilassing– 5:4-Sieg gegen Garmisch-Partenkirchen

 

Von Hans-Joachim Bittner

 

Freilassing. „Landesliga Deluxe“ im ESV-Stadion: Ein Fußball-Schmankerl für die rund 300 Zuschauer, für die beiden Trainerteams aufgrund der jeweils vielen Gegentore freilich nicht. Am Ende hatte Heim-Coach Albert Deiter neben vier Rückschlägen im eigenen Kasten aber gleichwohl erheblichen Grund zur Freude, erzielte seine Crew beim 5:4-Spektakel gegen den 1. FC Garmisch-Partenkirchen doch ein Tor mehr – und brachte den Dreier am Ende souverän über die Zeit.

 

Zum ersten Landesliga-Heimspiel wurde die Tribüne seitens des Bayerischen Fußball-Verbandes aus Sicherheitsgründen gesperrt. Erst wenn – voraussichtlich Ende August – die Rundum-Bande installiert ist, dürfen die Zuschauer zurück auf ihre angestammten blauen Plastikschalen-Plätze. Die zahlreichen und strengen Auflagen der 6. Liga setzte das ESV-Vorstands- und Helferteam hervorragend um und brachte das „Debüt dahoam“ der Südost-Gruppe vor den Augen von Liga-Spielleiterin Simone Petzke aus Surheim auch abseits des Rasen-Rechtecks bestens über die Bühne.

 

Schließlich fand eine hohe Ereignisdichte inklusive eines Klasse-Niveaus, für das beide Teams verantwortlich zeichneten, in Minute 12 ihren Anfang: Tobias Frisch, der im PNP-Vorfeld-Interview latent sein erstes Saisontor angekündigt hatte, machte es tatsächlich. Der starke Marco Schmitzberger fing einen Ball ab und brachte ihn auf den 25-Jährigen, der von Christoph Schmidt noch leicht bedrängt aus zwölf Metern cool ins lange Eck abschloss – 1:0. 150 Sekunden drauf „antworteten“ die Gäste aus dem Wintersportort mit einem ersten guten Schuss von Jonas Poniewaz aus spitzem Winkel, knapp am zweiten Pfosten vorbei. Da noch ein ESVler am Ball war, gab es Ecke. Die Hereingabe wuchtete Mouhamadou Ndiaye per Kopf unter die Latte – 1:1 (15.). Der fade Beigeschmack: Zuvor hatte der Zwei-Meter-Hüne Freilassings Keeper Matej Markovic regelwidrig in seinen eigenen Kasten geschubst, für dessen massive Beschwerden gab es Gelb.

 

Garmisch spielte sich jetzt in einen Mini-Rausch, die Platzherren sahen kaum noch einen Ball. Folgerichtig fiel der nächste Treffer durch den bis dato schönsten Angriff der Partie: Ndiaye brachte die Kugel in die rechte Tiefe auf seinen Kapitän Moritz Müller, Querpass, am zweiten Pfosten stand Michel Naber ganz allein – 1:2 (19.). Das „Tor des Tages“ von Dominik Krein aus 25 Metern in den entlegenen Winkel brachte die Eisenbahner nach exakt einer halben Stunde – genau zu jenem Zeitpunkt, als der dritte Garmischer Treffer in der Luft lag – zurück in die Partie. Das 2:2 (30.) war durch eine nur ungenügend geklärte Freistoßflanke des 1. FC möglich geworden. Augenblicke drauf brachte Ivaylo Bogomilov etwas zu wenig Druck in seinen schulbuchmäßigen Fallrückzieher vom Elferpunkt, FC-Goalie Jakob Erhard packte erfolgreich zu (32.). Freilassing war jetzt wieder deutlich am Drücker: Tim Bageritz verpasste seine Völlig-Frei-Chance zu überhastet. Die Kugel flog weit drüber, nach dem Gäste-Keeper Erhard einen Frisch-Schuss exakt aus der 1:0-Position zum mitgelaufenen ESVler abgewehrt hatte (34.). Seinen satten 20 Meter-Freistoß setzte Bageritz hauchzart links an der Mauer und am Kasten vorbei (38.). Doch eine perfekt gelungene Ecken-Variante führte dann zum 3:2-Pausenstand – jetzt traf Bageritz: Bogomilov brachte seine Standardflanke nicht in die Box, sondern an die Strafraumgrenze, dort zog Rechtsfuß Schmitzberger aus vollem Lauf mit links wuchtig ab. Ein Kracher, den Schlussmann Erhard verständlicherweise nur abprallen lassen konnte, der Torschütze stand goldrichtig und netzte aus drei Metern unhaltbar unter die Latte ein – 3:2 (40.). Vom Anstoß weg musste Moritz Müller den Ausgleich machen: Doch am zweiten Pfosten völlig alleingelassen, setzte der FC-Leader die Kugel ans Außennetz (41.).

Mit Gäste-KapitänMoritz Müller (links) hatten die Freilassinger um Ivaylo BogomilovSchwerstarbeit – am Ende erfolgreich.

Ein wenig Pausen-Abkühlung bei hohen Temperaturen war für alle Beteiligten dringend nötig, die Partie hatte es in sich. Und es sollte genau so weitergehen: Weites Zuspiel von Tobi Schindler auf den in der Tiefe lauernden Schmitzberger, der das Leder mit der Hacke mitnahm und schließlich cool an Erhard vorbei rasch nach Wiederbeginn zum 4:2 (50.) versenkte – sein vierter Saisontreffer. Zehn Minuten später wurde es für Freilassing wieder brenzliger: Kevin Hock gewann ein Laufduell mit Kapitän Simon Schlosser, flankte, Jonas Schrimpf nahm die Kugel mit dem am Körper angelegten Arm mit und überwand Markovic mit einem Kracher unter den Querbalken zum 4:3-Anschluss (60.). Zehn Minuten musste die Deiter-Equipe dann zu Zehnt auskommen, Nemanja Radosavljevic wurde von Referee Matthias Putz nach einem harten Foul erstmal auf die Bank beordert. Optisch dominierte Garmisch diese Zeit tatsächlich, doch ein Geniestreich Bogomilovs (72.) sorgte in numerischer Unterlegenheit für eine kleine Vorentscheidung – denn letztlich war völlig offen, wann dieses „irre Spiel“ (O-Ton Deiter) eine Pause einlegen würde: Ein Klärungsversuch von Goalie Erhard außerhalb seines Territoriums misslang gründlich, und der seit wenigen Tagen 20-jährige Knipser setzte zum 45 Meter-Heber von der Seitenlinie ins verwaiste Tor an – 5:3 (72.).

 

Die Akteure behielten das gewaltige Tempo bis zum Schlusspfiff bei. Albert Deiter wechselte jetzt mit Christian Niederstrasser und Rückkehrer Andi Högler geballte Abwehr-Routine ein, prompt retteten beide je einmal grandios in höchster Not gegen die jetzt wütend angreifenden Zugspitz-Kicker. Vor allem Kapitän Müller wollte es jetzt wissen, agierte aber bis auf eine Ausnahme zu hektisch: Der herausstürmende Markovic sprang an einem weiten Ball von Lukas Kunzendorf vorbei, der Gäste-Regisseur sagte mit dem 5:4(78.) danke. Für die kampfstarke Truppe von Coach Florian Heringer blieb noch reichlich Zeit, doch Freilassing verteidigte jetzt konsequent und verdiente sich den ersten Heimdreier im ersten Heimspiel dieser Saison redlich – verbunden mit dem Sprung auf Tabellenrang 5 (das Sonntagsspiel nicht berücksichtigt). Fünf verschiedene Torschützen zeugten zudem von einer gewissen Unberechenbarkeit, die zur großen ESV-Stärke in dieser Spielzeit avancieren kann.

 

„Ein irres Spiel“

 

Albert Deiter (Coach ESV Freilassing): „Ein irres Spiel, das Zuschauen macht da sicher Spaß, da brauchen wir nicht drüber reden. Ein Treffer war schöner als der andere, das ist das Positive. Aber vier Gegentore sind für einen Trainer natürlich nie schön. Ich habe zudem noch viel zu viele negative Sachen gesehen. In den ersten 30 Minuten sind wir nicht in die Zweikämpfe gekommen, spielten viel zu viele Fehlpässe. Es war keine Linie drin, es ging einfach nur wild Hin und Her und war von außen nicht mehr zu steuern. In der zweiten Hälfte war es gefühlt etwas besser. Aber es ging einfach nur irre weiter.“

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